Sonntag, 26. Mai 2013

Bücherbasteln für Anfänger und Fortgeschrittene: Ruckzuckbuch.de gibt Tipps zur technischen Umsetzung von Druckvorlagen

Viele Selfpublisher gehen recht blauäugig beim Gestalten ihrer Bücher vor (getreu nach dem Motto. 'ich schreib das jetzt mal und Word wird das schon für mich richten'). Das Ergebnis sieht meist dementsprechend aus und führt dazu, dass das Buch einen weit schlechteren Eindruck hinterlässt, als es hätte hinterlassen müssen. Deshalb sollte es für jeden, der seinem Buch einen möglichst guten Start geben will, wichtig sein, sich wenigstens grundsätzlich mit den Anforderungen der Drucktechnik vertraut zu machen. 

Selbst wenn man auf den ersten Blick nichts davon mitbekommt, die Menschen an den Druckmaschinen und ihrer Computer werden euch dankbar sein. Im Folgenden gibt es einen Tipp, wo man sich schnell über die wichtigsten Grundlagen von Drucktechnik und Layout informieren kann.

Auf Ruckzuckbuch gibt es ein paar praktische Handbücher, in denen gezeigt wird, auf welche Dinge man beim Basteln von Druckvorlagen achten sollte. Die Bücher zeigen einem die wesentlichsten Punkte, die es bei Layout, Farben, Covergestaltung usw. zu beachten gibt.

Natürlich will Ruckzuckbuch damit für sich werben. Trotzdem sind die Bücher nicht schlecht, um einen Überblick zu kriegen. Ob man sich dann allerdings die Preise dort antun muss, bleibt jedem und jeder Autor(in) selbst überlassen.

Die Bücher gibt es hier:

http://www.ruckzuckbuch.de/Files/files/Handbuch_31.pdf
http://www.ruckzuckbuch.de/Files/files/PDF-Schmiede_31.pdf
http://www.ruckzuckbuch.de/Files/files/Coverschmiede_31.pdf 


 

Samstag, 4. Mai 2013

Die Träume des Roger Taylor


Nachdem es in den letzten paar Posts um ganz konkrete Aspekte des Schreibens, bzw. der Motivation zum Schreiben gegangen ist, gibt es dieses Mal wieder eine Textanalyse aus dem phantastischen Bereich. Es geht um den Roman Traumfinder, den wahrscheinlich die wenigsten kennen, der aber mehr Beachtung erfahren sollte, denn er weicht in einigen Punkten auf interessante Weise von den üblichen Schemata der Fantasy ab.

(cc) Moodyblue | Deviant Art
Das Mitte der achtziger Jahre von Bastei-Lübbe ins Deutsche übertragene Buch bietet ­ wie schon gesagt ­ einige interessante Konzepte, die es von der gewöhnlichen Fantasy-Dutzendware abheben. Bevor wir jedoch auf diese zu sprechen kommen, ist es angebracht, kurz über den Inhalt dieser Erzählung referieren. 
 

Worum es geht


Die Erzählung befasst sich mit der Geschichte des Traumfinders Antyr Petranson, der zwar über ein außergewöhnliches Talent in seiner Profession besitzt, aber dennoch mit seinem Schicksal hadert, bzw. dieses in Alkohol zu ertränken versucht. Doch was genau ist ein Traumfinder? Traumfinder sind Menschen, die mithilfe ihrer Gefährten — magisch begabten Tieren — in der Lage sind, in die Träume anderer Menschen vorzudringen und diese als Beobachter mitzuerleben. Sie nehmen dabei eine Rolle ein, die sich am ehesten mit der eines irdischen Psychologen vergleichen lässt, wobei die Fähigkeit der Traumfinder allerdings auf einer magischen Begabung beruht.

Diese Fähigkeit ist es auch, die Antyr aus seinem trostlosen Zustand herausreißt und ihn in die unmittelbare Nähe des Fürstenhauses seiner Heimatstadt Serenstadt bringt. Fürst Ibris und seine Familie werden seit einiger Zeit von Alpträumen geplagt, die weit über das gewöhnliche Maß beunruhigend sind. Es scheint, als habe sich in die Träume eine Bedrohung eingeschlichen, die nicht aus dem Träumer selbst, sondern von außerhalb kommt. Einer der Söhne des Fürsten – Menedrion – war sogar so weit in seinem Traum gefangen, dass er seine Geliebte beim Hochschrecken aus dem Schlaf beinahe umgebracht hätte.

Antyr wird nun zu Fürst Ibris gerufen, da sein verstorbener Vater der Hoftraumfinder des Fürsten war. Bei seinen Sitzungen mit der Familie des Fürsten findet Antyr heraus, dass die Träume Ibris´ und seiner Söhne durch eine fremde Macht manipuliert werden. Später stellt sich heraus, dass auch das Nachbarvolk der Bethlarii, die offensichtlich dem Klischee der Deutschen, wie es in der Welt bekannt ist (regelversessen, kriegerisch, humorlos usw.), entsprechen, ebenfalls von dieser fremden Macht manipuliert werden, um es in einen Krieg mit den Serens zu treiben.

Die Wahrheit wird schließlich enthüllt, als Barbaren unter der Führung eines Mannes namens Ungwyl Ivaroth in das Land der Bethlarii und schließlich in das Gebiet der Serens einfallen. Im Gefolge Ivaroths befindet sich ein Zauberer, der seine eigenen, dunklen Ziele verfolgt, aber zum Erreichen dieser die Fähigkeiten Ivaroths als Traumfinder benötigt, um in den Welten der Schwelle (Parallelwelten, die ein Traumfinder durch den Traum erreichen kann) Macht ausüben zu können. Er ist es auch, der die Träume der verschiedenen Fraktionen manipuliert, um Ivaroth bei Laune zu halten. Am Ende jedoch gelingt es Antyr, der im Laufe der Geschehnisse an Persönlichkeit und Selbstbewusstsein gewonnen hat, den Magier und Ivaroth zu besiegen. Sowohl der Zauberer als auch Ivaroth sterben.

Jenseits der üblichen Klischees


Soweit zum Inhalt. Natürlich ließt sich der tatsächliche Text wesentlich spannender als die hier vorliegende, eher dröge geratene, Inhaltsangabe. Um genau zu sein, ist der Text gleich in mehrfacher Hinsicht interessant, weil er zwar eine Fantasywelt heraufbeschwört, aber in vielerlei Hinsicht von den üblichen Klischees der High-Fantasy abweicht. Da ist zunächst einmal das Setting, in dem die Erzählung angesiedelt ist. – Zwar gibt es das Übernatürliche in der Welt Antyrs, aber abgesehen von den telepathisch begabten Tieren und dem Zauberer fehlt das übliche Inventar der Fantasy-Erzählung völlig. Stattdessen steht das Handeln der Menschen im Vordergrund. Übernatürliche Mächte, wie zum Beispiel Götter, spielen für die eigentliche Handlung keine Rolle. Zwar wird ein übernatürlicher Hintergrund angedeutet, dieser tritt aber lediglich in den Traumepisoden zutage.
 
Es gibt also nicht wie zum Beispiel im »Herrn der Ringe« angelegt eine direkte göttliche Präsenz (In LOTR durch Gandalf, Saruman und Sauron, aber auch Melkor repräsentiert), die unmittelbar auf das Schicksal der Welt Einfluss nimmt. Eher wird das Handeln der einzelnen Figuren durch zutiefst menschliche Regungen (Machtgier, Angst, religiöser Fanatismus, aber auch der Wunsch nach einem besseren Leben) angetrieben. Das ist selbst bei so von der Alltagswelt entrücken Figuren wie dem Zauberer der Fall.

Zusätzlich zur Motivation der Figuren weicht auch der kulturelle Hintergrund, vor dem die Figuren handeln, vom üblichen Klischee der Fantasy ab. Während konventionelle Fantasyromane in der Regel eine (hoch-)mittelalterliche Welt beschreiben, ist der kulturelle Hintergrund von Taylors Protagonisten eher einer, der der irdischen Frühen Neuzeit entspricht (Es gibt mechanische Uhren, ein Parlament, dass in ein Ober- und ein Unterhaus gegliedert ist usw.). 
 
Ein weiterer Unterschied zu vielen anderen Fantasyromanen ist die Art und Weise, wie die Charaktere dargestellt werden. Taylor lässt seinen Figuren Zeit, sich zu entwickeln und schafft es so, dass sie weit von den üblichen Folien entfernt sind, die von den auf reinen Kommerz ausgelegten Fantasyromanen kolportiert werden. Roger Taylor gönnt seinen Figuren den Luxus, auch dunkle Seiten haben zu dürfen. In »Traumfinder« ist daher niemand nur 'gut' oder nur 'böse' (selbst der von Machtgier zerfressene Zauberer nicht), und das macht diesen Roman besonders interessant. 
 
Ebenso interessant ist, dass der Roman in den Kundenrezensionen bei Amazon nicht besonders gut weggekommen ist. Dort hieß es, es wäre zu wenig los, die Figuren redeten zu viel. Offensichtlich hatten die Rezensenten leichte Romankost erwartet, die sich schnell konsumieren lässt — eine Art literarischen Big Mac also — und waren dann enttäuscht, dass sie eine Speise mit Vorsuppe, Hauptgang und Dessert vorgetischt bekommen haben (nebenbei ist das ein Beispiel dafür, dass Schwarmintelligenz nicht immer funktioniert).

Städte sind zentraler Handlungsort 


Zusätzlich zu der Art, wie die Charaktere gezeichnet werden, hat »Traumfinder« ein weiteres Merkmal, dass den Text aus der Masse der Fantasyromane heraushebt. Taylors Erzählung spielt über weite Strecken in Städten, was insofern ungewöhnlich ist, als dass High-Fantasy in der Tradition Tolkiens üblicherweise Questen-orientiert ist und Städte (Siedlungen) nur als Start-, End- oder Wegpunkt der im jeweiligen Text beschriebenen Reise dienen. Dies ist zum Beispiel im »Herrn der Ringe« bei Bree, Rivendell und Minas Tirith der Fall. Doch auch die anderen Orte in LOTR sind im Wesentlichen Wegmarken, die den Fortschritt der Queste anzeigen. Aber auch der »Kleine Hobbit« beginnt in Hobbingen, führt die Charaktere über Beorns Hütte und endet in der Zwergenstadt unter dem Erebor (bzw. in Thal). 
 
Bei Taylor hingegen ist Serenstadt die Ausgangsbasis und das schützenswerte Gut der handelnden Personen. Die Stadt ist der kulturelle Hintergrund, der die Identität der Charaktere bestimmt und zugleich der Ort, an den sie immer wieder zurückkehren, wobei das Wohlergehen der Stadt die Motivation der Protagonisten bestimmt.

Das große Manko der deutschen Übersetzung

 

Ein großes Manko hat die deutsche Fassung dieses bemerkenswerten Fantasyromans: Bei der Umsetzung des Textes hat der Bastei-Lübbe-Verlag grob geschlampt. Die mir vorliegende Fassung ist voller auch für Laien offensichtlicher (und ebenso vielen nur für jemanden vom Fach) erkennbaren Satzfehlern (Typos), dass es wirklich ein Ärgernis ist, für die deutsche Version des Buches Geld auszugeben. In mehr als zwei Kapiteln sind zum Beispiel die Namen zweier Hauptfiguren durchgängig vertauscht. Wahrscheinlich hat der das Buch bearbeitende Lektor beim Korrekturlesen zu viel selbst gebrannten Schnaps getrunken, so dass er halb blind war oder, was plausibler, aber ebenso ärgerlich ist, der Text hat nach der Übersetzung niemals ein Lektorat gesehen.

Sowohl ein schlechtes als auch ein nicht vorhandenes Lektorat sind ein Armutszeugnis für einen etablierten Verlag wie Bastei-Lübbe. Selbst wenn man, wie dies viele Verlagsmenschen tun, Fantasy als »Schund« ansieht, mit dem man die »höherwertigen« Projekte der hohen Literatur finanziert, ist das kein Grund, dem Kunden ein Produkt zu liefern, das schlampig gefertigt wurde. Wer würde sich zum Beispiel in ein Auto setzen, dessen Räder nicht angeschraubt sind und in dem die Türen falsch herum montiert wurden? Oder einen Fön benutzen, aus dessen Gehäuse noch die blanken Kabel heraushängen? — Niemand! Auch hier gilt wie so oft: Wenn man gut unterhalten sein will, sollte man auf das englische Original zurückgreifen.